Venedig gehört unangefochten zu den schönsten und
einzigartigsten Städten der Welt. Kein Wunder also, dass ein Abstecher nach "La
Serenissima" auch für uns früher oder später auf dem Reiseplan stand. In diesem
Winter bekamen wir ganz spontan die Möglichkeit, unserer Abenteuerlust
nachzukommen und drei Nächte in der faszinierenden Lagunenstadt zu verbringen.
"Venedig im Winter?", werden sicherlich einige unter euch ganz
verdutzt fragen.
Schließlich verbinden die meisten von uns mit einem Aufenthalt
an der Adria eher wärmere Temperaturen und dieses ganz spezielle Gefühl von "la
dolce vita", wie man es eben nur in bella Italia erleben kann. Warum Venedig auch in der kalten Jahreszeit absolut
empfehlenswert ist, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.
Städtetrip zum Schnäppchenpreis
Einer der Hauptgründe für einen Abstecher im Winter liegt
ganz klar auf der Hand: in der Nebensaison reist es sich günstig. Und das ist,
bei einem doch eher teuren Reiseziel wie Venedig, ein nicht zu unterschätzender
Faktor.
Während der Hauptsaison von April bis Oktober sind die Flüge
oft teuer und die Preise für ein zentrales Hotelzimmer nehmen teilweise
unverschämte Ausmaße an. Aber das alte Spiel von Angebot und Nachfrage funktioniert
auch in Venezien tadellos und so nehmen die Touristenströme zähneknirschend die
horrenden Preise hin. Selbst über Anbieter wie Airbnb wird es in der Hochsaison
schwierig, wirklich preiswerte Unterkünfte zu ergattern. Daher weichen viele
Reisende auf der Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft immer öfter auf den
etwas außerhalb liegenden Stadtteil Mestre aus und nehmen dafür Fahrzeiten von
30 bis 60 Minuten pro Strecke bis ins Zentrum von Venedig auf sich.
Unsere Ausgaben
Uns hat das Preis-Leistungsverhältnis zur Adventszeit mehr
als überzeugt. Gebucht haben wir nicht einmal 14 Tage im Voraus. Wir haben für euch einmal unsere Fixkosten der Reise zusammen gestellt, damit ihr ein Gefühl bekommt, was euch ein verlängertes Adventswochenende in Venedig kosten kann:
- Flugtickets Köln ↔ Treviso (neben dem Flughafen Marco Polo der zweite internationale Flughafen, über den ihr Venedig erreicht): 19,58€ p.P (nur Handgepäck mit Ryanair)
- Bustickets Flughafen Treviso ↔ Bahnhof Treviso (Buslinie 101 oder 6): 5€ p.P.
- Bahntickets Bahnhof Treviso ↔ Bahnhof Venezia Santa Lucia: 6,80 € p.P.
- 72 Stunden Vaporetto-Ticket: Normalpreis 40€ p.P., ermäßigt 28€ p.P.
- Gutes 3-Sterne-Hotel 50m vom Markusplatz entfernt: Doppelzimmer mit Frühstück 225€ + 21 € Bettensteuer = 246€
Spar-Tipp1 :Vom Flughafen aus verkehren zwar auch verschiedene private Busverbindungen direkt bis zum Bahnhof Santa Lucia in Venedig, mit 22€ hin und zurück p.P. ist die Fahrt jedoch deutlich teurer, als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wer also die Umsteigeverbindung nicht scheut, kann schon bei der Anreise ordentlich Geld einsparen.
Spar-Tipp 2: Wenn ihr wie wir maximal 29 Jahre alt seid, fragt beim Ticketkauf nach der "Rolling Venice-Card". Dann kostet euch das Vaporetti-Ticket nur noch 22€, die Ermäßigungskarte noch einmal 6€. Somit seid ihr also 28€ p.P. quitt.
Die Gesamtfixkosten für unseren kleinen Trip betrugen für
Flugtickets, Bustickets, Bahntickets, Vaporetti-Tickets und Hotel samt
Bettensteuer insgesamt 354,76€. Also grade einmal 177,38€ pro Person. Tatsächlich haben wir sogar ein paar Euro weniger gezahlt,
weil der nette aber gestresste Busfahrer in Treviso während der Anreise keine
Lust hatte, uns ein Ticket zu verkaufen und wir gratis mitgenommen wurden J
Sightseeing ganz ungestört
Mehrere Freunde und Bekannte, die Venedig bereits im Sommer
kennenlernen durften, berichteten uns von den Menschenmassen, die sich
schwitzend und mühseelig ihren Weg durch die verwinkelten Straßen bahnten.
Reisereportagen im Netz und TV zeigen Bilder von völlig überfüllten Vaporetti
und gestresste Touristen, die sich in den nicht enden wollenden Warteschlangen
auf dem Markusplatz die Beine in den Bauch stehen.
Nun, für besonders kontaktfreudige Reisende, die in großen
Menschenmassen ihre absolute Erfüllung finden, mag dies ja alles sehr
verlockend klingen. Wir aber sind nun mal Piraten – und die sind ja nun einmal
bekannt für ihren ausgeprägten Freiheitsdrang. Sich frei bewegen zu können und die kostbare Urlaubszeit nicht
in ewig langen Warteschlangen an den beliebten Attraktionen vergeuden zu
müssen, sind für uns daher ganz klar große Vorteile einer Venedigreise zur Winterzeit.
Hier ein paar Vorschläge, wie ihr eure Freizeit in der Lagunenstadt verbringen könnt:
Canal Grande
und Ponte di Rialto
Die knapp vier Kilometer lange Hauptwasserstraße der
Lagunenstadt ist in den Sommermonaten ein viel befahrenes Pflaster. Neben den
flotten Vaporetti und zahlreichen Privatbooten tummeln sich hier die Gondolieri, um in den langen, schwarzen Gondeln gegen entsprechendes Kleingeld
romantisch veranlagte Touristen übers Wasser zu kutschieren. Kaum verwunderlich,
dass es bei dem Verkehrsaufkommen in den letzten Jahren immer mal wieder zu
kleineren und größeren Unfällen auf dem Kanal gekommen ist.
Zur Winterzeit geht es hier deutlich gesitteter und ruhiger
zu und nur wenige Gondolieri bieten ihren Fahrservice an. Kein Wunder, denn
auch im schönen Venedig herrscht Winterwetter und eine teure Gondelfahrt ist
bei Temperaturen knapp um den Gefrierpunkt eben nicht unbedingt jedermanns
Sache.
Wer dennoch auf eine romantische Bootsfahrt nicht verzichten
möchte, der kann einfach das Vaporetto (Linie 1 oder 2) nutzen. In den kleinen
Booten könnt ihr bequem draußen oder drinnen sitzen und euch auf den Wassern
des Canal Grande durch Venedig schippern lassen. Dabei kommt ihr auch
automatisch an Venedigs berühmtester Brücke vorbei. Die 48m lange und 22m hohe
Rialtobrücke verbindet die Stadtteile San Marco und San Polo und war von 1541
bis 1854 der einzige Fußweg über den Canal Grande. Also schnappt euch eure
Kamera, rein ins Vaporetto und genießt die fulminante Aussicht.
Piazza San Marco
Der Markusplatz ist der bedeutendste und bekannteste aller
Plätze in Venedig. Wo im Sommer zahlreiche Cafés mit Musik und (wahnsinnig
überteuerten) Speisen und Getränken Scharen von Touristen und Tauben anziehen,
herrscht im Advent eher gemäßigtes Treiben. Die Außenbereiche der Cafés sind
verlassen (Heizstrahler gibt es hier scheinbar keine), ein paar fliegende
Händler preisen an ihren rollbaren Ständen ihre Waren an. Jetzt, wo die
Touristenmassen von dannen gezogen sind, zeigt sich Venedig von seiner
normalen, echten Seite. Und so hat sich der auch der schöne Markusplatz von
einem sommerlichen Ort des Genießens und Verweilens für Touristen zu einem
nahezu normalen Fleckchen Erde verwandelt, welchen mit Einkäufen bepackte Venezianer
hastig passieren, während ein paar wenige Touristen noch schnell ein paar Selfies zum Andenken schießen.
Basilica di San Marco
Direkt am Markusplatz liegt der imposante Markusdom. Dieser
besticht nicht nur von außen durch seine detailreiche und schöne Bauweise,
sondern lässt auch mit seinem Innenleben die Herzen von Gläubigen,
Kirchenliebhabern und Architekturfreunden gleichermaßen höher schlagen. Zudem
ist der Eintritt kostenlos, was man in Italien bei weitem nicht von allen
Gotteshäusern behaupten kann.
Campanile di San Marco
Der Markusturm ist der Glockenturm des Markusdoms und mit
fast 100m Höhe das höchste Gebäude von Venedig. Mit dem Aufzug könnt ihr gegen
die Entrichtung eines Eintrittsgeldes nach oben auf die Aussichtsplattform
fahren, wo ihr einen herrlichen Ausblick auf die Dächer der Stadt genießen
könnt.
Palazzo Ducale,
Ponte di Sospiri & Prigioni nuove
Der eindrucksvolle Dogenpalast hat seinen Ursprung bereits
im 9.Jahhrundert und war über 800 Jahre lang Sitz der Regierungs- und Justizorgane
der Venezianischen Republik. Heute kann er gegen ein Eintrittsgeld von 20€ p.P.
(achtung: vergünstigter Eintritt mit der "Rolling Venice-Card" möglich) besichtigt
werden. Während ihr durch die verschiedenen restaurierten Räumlichkeiten
schlendert, könnt ihr nicht nur interessante Fakten zur politischen
Vergangenheit Venedigs erfahren, sondern auch verschiedene Ausstellungen besuchen.
Wer mag, der kann während seines Aufenthalts auch den Gang
über die berühmte Seufzerbrücke wagen, welche den Dogenpalast mit dem neuen
Gefängnis verbindet. Die weiße Kalksteinbrücke erhielt ihren Namen im Zeitalter
der Romantik in der Vorstellung, dass die verurteilten Gefangen auf ihrem Weg
zum Gefängnis zum letzten Mal mit einem Seufzen auf den Lippen den Blick in die
Freiheit der Lagunenstadt werfen konnten.
Einmal in der kalten und beklemmenden Zellenlandschaft des
Gefängnisses angekommen, kann man die bemitleidenswerte Situation der einstmals hier
inhaftierten Menschen schnell erahnen. Doch zum Glück ist die Seufzerbrücke
keine Einbahnstraße, sondern verfügt über zwei voneinander abgetrennte
Gangsysteme, die nicht nur in das Gefängnis führen, sondern auch wieder aus
diesem heraus.
Romantik mal ganz anders
Sightseeing im Sonnenschein, ein schmackhafter Café mitten
auf dem Markusplatz und die laue Sommernacht bei einem guten Glas Wein direkt
am Canal Grande entspannt ausklingen lassen – so oder so ähnlich stellen sich
die meisten wohl ihren Trip nach Venedig schlussendlich vor. Zugegeben, der
Winter in Venedig hat wenig mit sommerlich mediterranem Flair am Hut. Das heißt aber
keinesfalls, dass ihr auf romantische Momente verzichten müsst.
Ganz im Gegenteil. Besonders jetzt im Advent durften wir ein
Venedig kennenlernen, welches vor romantischem Ambiente nur so strotzte.
Der Markusplatz und die engen Gässchen sind liebevoll
dekoriert und erscheinen am Abend im stimmungsvollen Lichterglanz der
angebrachten Weihnachtsbeleuchtungen.
Die deutlich leereren Gassen laden dazu ein, sich einfach
der Stadt hinzugeben und im Wirrwarr der Straßenzüge verloren zu gehen. Statt
mit dem großen Touristenstrom zu schwimmen ist es jetzt möglich, sich einfach
ziellos treiben zu lassen und so schöne und spannende Ecken für sich zu
entdecken. Ganze Straßenzüge liegen plötzlich verlassen vor einem, wenn man sich
etwas abseits der gewohnten touristischen Pfade begibt. Verwinkelte Kanäle und
niedliche Brücken hat man des Öfteren quasi nur für sich, während irgendwo aus
einer der kleinen, unscheinbaren Bistros lauschige Weihnachtsmusik dringt.
Und das beste: ohne die üblichen Touristenmassen im Nacken
habt ihr einfach so unglaublich viel Zeit, dass alles zu genießen. Niemand der
stört oder drängelt, kein straffer Sightseeing-Plan, der eingehalten werden
muss.
Unterstrichen wird die gesamte Atmosphäre noch vom wechselhaften
Winterwetter:
Leichter Nebeldunst, der über die einsamen Kanäle wabert.
Dicke Schneeflocken, die vom Himmel fallen, während man durch die
menschenleeren Straßen schlendert. Und selbst das leise prasseln vom
Winterregen klingt irgendwie melodisch, wenn man dabei mit einer schmackhaften
Portion Pasta in einer gemütlichen Trattoria sitzt.
Lediglich das Hochwasser, das sog. Aqua alta, welches die
Stadt im Winter immer wieder heimsucht und dabei mehr oder weniger große Teile
der Innenstadt unter Wasser setzt, kann für einen unvorbereiteten Touristen
eine unwillkommene Überraschung darstellen. Aber mit etwas Humor betrachtet,
bietet auch dieses Naturschauspiel sicherlich viel Potenzial für die eine oder
andere spannende Urlaubsanekdote.
Piraten-Fazit
Venedig im Winter? Ja, unbedingt!
Allen von euch, die keinen gesteigerten Wert auf
T-Shirt-Wetter und überteuerten Cappuccino mitten auf dem Markusplatz legen,
können wir einen Städtetrip nach Venedig im Advent wärmstens ans Herz legen.
Ihr spart nicht nur ungemein viel an Geld, sondern habt die Möglichkeit, die
Lagunenstadt entspannt zu entdecken und dabei ganz viel vorweihnachtliche
Stimmung zu erleben.
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